Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Mayer, Tobias (1723-1762)
Empfänger Münchhausen, Gerlach Adolph von (1688-1770)[1]
Ort Göttingen
Datum 28. August 1755
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7254, Bl. 293r-294v, 296r, 297r
Transkription Hans Gaab, Fürth


Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigster Herr.



Da Ew. Hochgebohrnen Excellenz gnädigst zu resoluiren geruhet, daß der Vollkommenheit des Observatorii auch in Ansehung des Pfeilers für den Mural-Quadranten[2] nichts abgehen solle; so habe den erhaltenen gnädigsten Befehl unterthänigst zu befolgen, die Aufrichtung dieses Pfeilers gemeinschäftlich, auch in Beyseyn des Mauermeisters Heine[3] überleget: und nachdem gedachten Heine die für die beste, und fast allein möglich gefundene Gelegenheit, den Stein in dem Gebäude in die Höhe zu bringen, angezeiget, auch sonst

[Bl. 293v]
alles genugsam erkläret worden. So hat solcher darauf den beyliegenden Anschlag verfertiget, der aber weit über dasjenige gehet, was vorhin vermuthet und für hinlänglich gehalten worden. Endlich aber hat sich derselbe erkläret, daß er, nach angeschloßenem Risse[4], um dessen Zurücksendung ich unterthänigst bitte, den großen Pfeiler, mit allen auf die Reparation desjenigen, was an dem Gebäude in Durchbrechung der Boden, Wegnehmen der Treppen p. schadhaft wird, geheimden Kosten für 130. Rthlr setzen wolle; im fall ihm frey stünde und deswegen an hiesigen Zeugwärter gnädigste Ordre ertheilet würde, die in dem Zeughaus vorhandene und ihm taugliche Flaschenzüge und ander Geräthschaft gebrauchen zu dürfen. Da auch bey der Aufrichtung dieses Pfeilers ohnehin

[Bl. 294r]
alle solche Anstalten gemacht sind vermittelst welchen leicht noch ein zweyter Pfeiler, der aber nicht so massiv seyn darf, in dem gegenüberstehenden Erker ohne besondere Umstände kann errichtet werden, der zur jährlich ein oder etliche mal nöthigen Umkehrung und Prüfung des Quadranten vortrefflich dienen kann, auch deswegen von dem engländischen Künstler angegeben worden. So unterfange ich mich, Ew. Excellenz um gnädigste Bewilligung hierzu unterthänigst zu bitten. Der Mauermeister verspricht diesen zweyten Pfeiler, wenn solcher mit dem vorigen zugleich vorgenommen werden kann, vollends für 20Thlr. aufzuführen; erbittet sich aber, im fall dieses gnädigst beschlossen würde, beym Anfange des Werks

[Bl. 294v]
zur Anschaffung so vielen nöthigen Werkzeuges und Maschinen 100 Rthlr. Vorschuß die übrigen 30. oder 50. Thlr. aber, nachdem das Werk völlig zu Stande gebracht und für gut erkannt worden.

Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigster Herr
Ew. Hochgebohrnen Excellenz


Göttingen d. 28. Aug.
    1755.

unterthänigster
Tob. Mayer.


[Bl. 296r]

Anschlag derer Sandsteine welche zur
befestigung des Instruments auf daß
Observatorium sollen gebracht werden.

    thl mgr pf.
1. Einen Sandstein von Eddigehausen[5] nach Göttingen zu liefern, ist 7 fuß lang, 5¼ fuß hoch, 2¼ fuß dicke, thut am Inhalt 73 Cubicfuß, oder Centner, da nun derselbe auf einen allgemeinen Wagen nicht gefahren werden kan, sondern ein besonderer Plock Wagen dazu von Nöthen ist kostet derselbe an Rademacher Arbeit näbst schmidekosten 36.-   - -
2. Den Breche Lohn näbst Mauer und Tagelöhner beÿ auf und abladen 18.-   - -
3. 16 Pferde vor den Wagen   5.-   - -
4. 2 Paar Flaschen Züge a 16 thl. 32.-   - -
5. Vor binde Seile nabst SteinZangen   6.-   - -
6. 3 Balckenlagen von der Erde und jede besonders zu unterstützen erfordert an Holtz und Zimmer Lohn 16.-   - -
7. 2 Erd Winde a 3 thl   6.-   - -
8. Vor den Stein auf allen 6 Seiten gleich zu hauen 35 fuß in die höhe zubringen und zu versetzen näbst nöthiger Hülffe 38.-   - -

  Latus 157.-   - -
[Bl. 297r]
  Transport. ----------------- 157.-   - -
9. Noch 2 Steine von obiger Länge, breite und 2½ fuß hoch thun selbe ebenfals mit allen Unkosten an den gehörigen Ort zu bringen 30.-   - -
10. 3 durchgebrochene Boden wieder in vorigen Stand zu bringen, näbst Materialien   9.-   - -
11. Die Treppen durch den Thurn wegnehmen zu laßen, wird vorbehalten      

  Summa 196.-   - -

Göttingen den 26 August.
    1755.

Johann Caspar Heine.



Fußnoten

  1. Gerlach Adolph von Münchhausen (1688-1770) war Minister des Kurfürstentums Hannover. 1734 war er einer der Begründer der Georg-August-Universität in Göttingen. Ab 1753 war er als Kammerpräsident für das Ressort Finanzen zuständig.
  2. Der Muralquadrant war bei John Birch (1709-1776) in England bestellt worden.
  3. Der Maurer und Stukkateur Johann Caspar Heine stammte aus Hirschbach bei Dresden und erhielt am 30.09.1735 in Göttingen das Bürgerrecht. Er wohnte seit 1748 in der Gothmarstr. 523. Er scheint 1764 gestorben zu sein.
    • Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 378, Tabelle IV, Eintrag 280; S. 455, Tabelle XIV, Eintrag 143
  4. Dieser Riss ist nicht überliefert.
  5. Ediggehausen ist eine Ortschaft ca. 7 km nördlich von Göttingen, die heutzutage nach Bovenden eingemeindet ist.


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