Briefwechsel Tobias Mayer
| Kurzinformation zum Brief | Zum Original |
| Autor | Mayer, Tobias (1723-1762) |
| Empfänger | Landesregierung in Hannover |
| Ort | Göttingen |
| Datum | 4. September 1755 |
| Signatur | Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7254, Bl. 302r-305v |
| Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Nr: 25. pr: 6. Sept: 1755
Balck[1].
Königlich Großbritannische zur Churfürstl.
Braunschweig-Lüneburgischen Landes-Regie=
rung Hochverordnete Herren Geheimte Räthe.
Hochgebohrne Herren,
Gnädigste Hochgebietende Herren,
Was Ew. Hochgebohrnen Excellenzen wegen Errichtung der Pfeiler auf dem hiesigen Observatorio unterm 1. dieses an mich abzulassen gnädigst geruhet, habe ich in tiefster Ehrfurcht eröffnet.
Wie ich nun die gnädigste Gewährung meiner unterthänigsten Bitte für die Kosten zu zweyen Pfeilern mit devotester Dankverehrung erkenne; Also
[Bl. 302v]
habe ich auch dem erhaltenen gnädigsten Befehl
gemäß so gleich mit dem Senator Campe[2]
Rücksprache gehalten und findet derselbe
bey der Anbringung der beyden Pfeiler
kein Bedenken; in Ansehung der von dam
Mauermeister geforderten 150 Thlr. aber ist
seine Meynung, daß wenn auch davon
noch ein weniges möchte abgedungen
werden können, dennoch die außerordentliche
schwere Arbeit und viele Gefahr, womit die
Aufrichtung des massiven Pfeilers verknüpft
sey, und wobey sich schwehrlich alles
genau vorhersehen und anschlagen lasse,
in besondere Betrachtung kommen.
Indessen habe ich den Mauermeister vermöcht
den Stein zu dem massiven Pfeiler noch
[Bl. 303r]
um 1 Schuh höher zu nehmen; wodurch denn
jetzt der Quadrante mit allen Theilen an
ein einzig ganzes Stück Stein wird können
befestiget werden, welches zu desto größer
Richtigkeit vorträglich ist.
Ew. Excellenzen habe demnach den auf diesen Fuß mit dem Mauermeister geschloßenen Contract, wovon das Original sowohl als das Concept hier anlieget, deren eines aber zu meiner direction mir wiederum nöthig seyn will, zur gnädigsten Genehmhaltung in Unterthänigkeit vorlegen wollen. Und da der Mauermeister das Werk bereits mit vielem Eifer angefangen, so erbittet sich solcher die in dem contract gedachte 1000 rthlr Vorschuß-Gelder: wobey um so weniger
[Bl. 303v]
einiges Bedenken sich äußern wird, da
derselbe das meiste gleich beym Anfang
für Maschinen, und anderes Geräthe aufwenden
muß, er auch sonst hier angesessen
und als ein guter Haushalter bekannt ist.
Ich verharre in tiefster Devotion
Hochgebohrne Herren
Gnädigste Hochgebietende Herrrn
Ew. Hochgebohrnen Excellenzen
Göttingen d. 4. Sept.
1755.
unterthänigster
Tob. Mayer.
[Bl. 304r]
Auf gnädigsten Befehl Königlicher
und Churfürstlicher hohen Landes-Regierung
ist dem hießigen Observatorio
für den Muralquadranten[3], zwischen
dem Professore Maÿer und dem Mauermeister
Heine[4] folgender Contract verabredet
und biß zu gnädigsten Genehmhaltung
geschloßen worden.
Erstlich, der Mauer-Meister Heine übernimmt die Aufsezung eines massiven 7. Fuß lang, 8. Fuß hoch und unten 2, oben 1¼ Fuß dicken Pfeilers, der in den Westlichen Erker des Observatorii zu stehen kommen soll, solcher gestalt, daß er die darzu erforderlichen beÿden Sand=Steine, deren der eine 7. Fuß lang, 6. Fuß hoch, unten 2 Fuß, oben aber 1¼ Fuß dick und hoch ist, auf seine Kosten nicht nur aus dem Steinbruch[5] beÿ Eddigehausen brechen, anfahren und aufbringen, sondern auch auf allen Seiten behauen, am gehörigen Orthe, nach denen ihm darüber gegebenen oder auch noch zu gebenden Instruction und Wißen aufrichten und sezen, auch mit einem Tüchtigen Fundamente von hinlänglich grossen Heimberger Platten[6] versehen wird;
Zweytens den in den östlichen Erker des Observatorii zu sezenden minder massiven Pfeiler, übernimt gedachter Mauer=Meister gleichfals und verspricht solchen aus wechesel weiße ge=
[Bl. 304v]
sezten halben und ganzen quadern von
Resp: 2⅓ und 4⅔ Fuß lang, 2 Fuß hoch
und nach Erforderung des Raums ein
biß 2 Fuß dick aus dergleichen Eddigehauser
Steinen, dergestalt aufzuführen,
daß der ganze Pfeiler eine Höhe von 8. Fußen
nebst 7. Fußen länge bekomme,
auch sonst nach bedürfniß der darauf
hängenden Last auf solche Arth wie der
erstere fundamentiret werde.
Drittens, für alles dasjenige, was beÿ dem Aufbringen und sezen der Pfeiler an dem Gebäude durch wegnehmen der Treppen, Aufheben und durch brechen der Boden, Mauren, Thüren und dergleichen, schadhaft und verdorben wird, stehet der Mauer Meister, und wird derselbe solches alles auf seine eigene Gefahr und Kosten, wieder in den vorigen guten Stand herstellen.
Viertens, Wie denn auch derselbe sonsten alle zum Anfahren sowohl, als aufbringen der Steine, erforderliche Wagen, Maschinen, Hebezeuge, Holzwerke, Sailer, Stein=Zangen und übriges Werckzeug für seine Kosten herbeÿ und anschaffen wird; doch wir ihme zur Erleichterung deßen freÿ stehen, die in dem hiesigen Zeug Hauße vorräthige und ihme taugliche Flaschen-Züge und andere Geräthschafften hierzu gebrauchen zu dörfen, dagegen er aber, solche nach dem Gebrauche in geliefferten Stande wiederum zurücke zu geben, sich anheuschig machet.
Fünfftens, Königliche und Churfürstliche
[Bl. 305r]
hohe Landes Regierung hat gegentheils gedachtem
Maurer-Meister für die gehorige
Ausführung des ganzen obiger maßen specificirten
Werckes und alles dabeÿ aufzu
wendenen Kosten; Arbeith und zubefahrenden
Schaden 150 rthl: vermöge
gnädigster Rescripti vom 1. Sept. h. t.
an den Professor Maÿer gnädigst verwilliget;
Und werden ihme Mauer-Meister
von dießer Summe 100 Rthln
beÿ dem Anfange des Werckes vorgeschoßen,
die übrigen 50. Rthl aber nach
völlig vollendeter Arbeith, die, wann anderst
der große Stein aus dem Bruche zu
gehöriger Zeit kan geschafft werden, aufs
längste innerhalb zweÿen Monathen
von dato an zu stande gebracht seÿn
solle, nachgezahlet werden;
Zur Bestätigung deßen, ist gegenwärtiger Contract in duplo gleichlautend ausgefertiget, beÿderseitig mit eigener Hand unterschrieben und jedem Theil ein Original davon zu gestellet worden. So geschehen Göttingen den 4=ten Sept: 1755.
Tobias Mayer
Johann Caspar Heine.
Fußnoten
- ↑ Heinrich Eberhard Balck (06.04.1705-18.10.1769) war geheimer Kanzleisekretär in Hannover.
- ↑ Franz Lebrecht Kampe (um 1712-1785) fertigte einige
Instrumente für die Göttinger Sternwarte an. Kampe war seit 1740
Göttinger Senator. Von ihm stammt ein kleiner
Quadrant
und ein Azimutalquadrant.
- Behrendsen, Otto (1850-1921): Zur Geschichte der Entwicklung der mechanischen Kunst. Deutsche Mechaniker-Zeitung, 1. Juni 1907/11, S. 101-107, hier S. 101-104
- Poppe, Johann Heinrich Moritz (16.01.1776-21.02.1854): Franz Leberecht Kampe, weil. Senator, Bauherr und Mechanikus zu Göttingen. Neues hannoversches Magazin 9 (1799), Sp. 501-512.
- ↑ Der Muralquadrant war bei John Birch (1709-1776) in England bestellt worden.
- ↑ Der Maurer und Stukkateur Johann Caspar Heine
stammte aus Hirschbach bei Dresden und erhielt am 30.09.1735 in Göttingen das Bürgerrecht.
Er wohnte seit 1748 in der Gothmarstr. 523. Er scheint
1764 gestorben zu sein.
- Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 378, Tabelle IV, Eintrag 280; S. 455, Tabelle XIV, Eintrag 143
- ↑ Der Steinbruch Mariaspring bei Ediggehausen dient heute als Kletterfelsen.
- ↑ Der Hainberg ist ein östlich von Göttingen gelegener, etwas über 300 m hoher Berg. Offensichtlich wurden von dort Steine zum Mauern verwendet.
