Galilei und Marius


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... der Hypothese Galileis widersprach, dass der Jupiter und auch der Mond von einer Atmosphäre umgeben seien.

Galilei beschwerte sich beim Prinzen Frederico Cesi[1] und bat ihn bei den Mitgliedern der Lynceischen Akademie nachzufragen, "auf welche Art man Simon Marius, dem Usurpator des Jupitersystems, antworten  könne, sei es durch einen Brief an Kepler oder an den Markgrafen von Brandenburg".[2] Nach vielen Beratungen rieten die Lynceer zu einem Brief an Kepler, da der auch ein deutscher Astronom und gut informiert sei. Der andere Weg sei mit einigen Schwierigkeiten verbunden.

Es scheint als ob es sich Galilei noch einmal überlegt hat und zum Schluss kam, dass der Brief an Kepler keine Lösung sei. Vielleicht fiel Keplers Antwort aber auch nicht zu seiner Zufriedenheit aus, jedenfalls ist sie nie veröffentlicht worden.[3] Dies hätte Galilei bestimmt nicht versäumt, wenn Kepler Marius verurteilt hätte.

Mehr als acht Jahre lang hat sich Galilei über das Buch von Marius nicht mehr ausgelassen.

1619 veröffentlichte der Jesuitenpater Honoratio Grassi eine Abhandlung[4] über die drei Kometen, die im Vorjahr erschienen waren. Darin argumentierte er, dass das Fehlen einer merklichen Parallaxe dagegen spreche, dass Kometen ein sublunares Phänomen sind. Für ihn waren Kometen herumwandernde Körper, die sich wie die Planeten bewegten. Bald darauf erschien von Mario Guiducci eine Abhandlung[5] über Kometen, ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Der römische Adelige Frederico Cesi (1585-1630) gründete 1602 in Rom die Accademie dei Lincei.
  2. Favaro, Antonio: Galileo Galilei e lo Studio di Padova I, Florenz 1888, S. 446 ["Petiit etiam Galileus quomodo sit respondendum adversus Simonem Marium usurpatorem Jovalis systematis; agenda res an ad Kepplerum, an et ad Marchonionem Brandenburgiensem Marcum Philippum scribendum foret."].
  3. Georg Fugger (1560-1634) schrieb am 16. April 1610 an Kepler über Galilei (Hansch, Michael Gottlieb: Joannis Keppleri Aliorumque Epistolae Mutuae. Leipzig 1718, S. 492f.):
    "Dieser Mann benimmt sich wie der Rabe bei Aesop und schmückt sich mit den Federn anderer Personen, er sammelt hier und da, wie er will und gibt sich auch als Erfinder des genialen Fernrohrs aus, wo doch ein Holländer ankam, der durch Frankreich gereist war und es zuerst hierher brachte; es wurde mir und anderen gezeigt, und Galilei sah es auch; er ahmte es nach und baute einige, und so brachte er es ohne Schwierigkeiten zu einer neuen Erfindung."
  4. Grassi, Horatio (1583-1654): De tribus cometis anni XDCXVIII. Disputatio Astronomica Publice habita in Collegio Romano Societatis Iesu ab vno ex patribus eiusdem Societatis. Rom: Jacob Mascardi 1619.
    Vgl. Galilei, Galileo: Opere Edizione Nazionale, Band 6, S. 23.
  5. Guiducci, Mario (1585-1646): Discorso delle comete di Mario Guiducci fatto da lui nell' Accademia Fiorentina nel suo Medesimo Consolato. Florenz: Pietro Cecconcelli 1619.