Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief Zum Orignal
Autor Michaelis, Johann David (1717-1791)[1]
Empfänger Best, William Philip[2]
Ort Göttingen
Datum 24. April 1765
Signatur Niedersächsisches Landesarchiv Hannover: Hann. 92, Nr. 1028, Bl. 2r-v, 3v
Transkription Hans Gaab, Fürth

Wohlgeborner Herr Geheimter Secretaire, Hochgeehrtester Herr Vetter,



Da es nunmehr das nächste Ansehen hat, als wenn der Frau Professorin Mayern die Belohnung von 3000 L. St.[3] bald völlig zugesprochen, und ausgezahlet werden möchte, so nehme mir die Freyheit, einiges zu bemerken, so auch zur Sicherheit der auszahlenden nöthig, und von der Frau Mayern zu verlangen seyn wird-

1) Sie besitzt noch eine Abschrift derjenigen Tabellen, die ich nach dem Tode des seel. Mayers[4] übersandt habe: es wird nicht anders als billig und nöthig seyn, daß sie diese vor Empfang des Geldes ausliefere, damit sie nicht noch einmahl anderweitig verkauft werden können.

2) Die Mondes-Tabellen selbst, die zuerst übersandt worden, sind in den Commentariis der Societät der Wißenschaften abgedruckt: allein da der seel. Mayer sie auf meinen Rath der Admiralität offerirte, so sind die Bogen zurückgehalten, und liegen versiegelt im Beschluß der Societät, deren Eigenthum sie auch sind. Diese gedruckte Bogen werden wol sämmtlich der Amiralität ausgeliefert werden, und zugleich das bisherige Eigenthum der Societät aufgehoben und übertragen wer-

[Bl. 2v]
den müßen. Hiezu ist auch die Societät gegen Zahlung deßen erbötig, was ihr nach dem Willen des seel. Mayers und einem mit der Frau Mayern darüber errichteten gerichtlichen Vertrag zukommt. Frau Mayern macht zwar jetzt allerley Schwierigkeiten, diesen Vertrag zu erfüllen, und giebt vor, ihr Mann sey bey der Verordnung, und sie bey dem Vertrage, in schwachen Gemüths-Umständen gewesen: ich glaube aber, sie werde sich geben, und mir den Auftrag noch thun, durch Vermittlung Ewr. Wohlgebohrnen das Geld zu heben. Sollte sie aber das nicht thun, so würden freilich auch diese Exemplarien nicht ausgeliefert werden.

Finden Ewr. Wohlgebohrnen es nöthig, so bitte, auf eine solche Weise, die die Hauptsache nicht hindert oder ungewiß macht, gehörigen Orts Nachricht davon zu geben, daß die vorhin specificirten Sachen noch hier zu Göttingen verhanden sind, und bey Zahlung des Geldes ausgeliefert werden müßten.

Dieses Schreiben habe zu gnädiger Einsicht Ihro Excellenz des Herrn Cammer-Praesidenten[5] offen gelaßen.     Mit größter Hochachtung beharre,

Ewrer Wohlgebohrnen

Göttingen d. 28
  Apr. 1765.

gehorsamster Diener
Michaelis  


[Bl. 3v, Anschrift]

A Monsieur
Monsieur Best,    
  Secretaire Prive du Roy
à
London



Fußnoten

  1. Johann David Michaelis (1717-1791) war Theologe und Orientalist an der Universität Göttingen. U.a. er entwarf für die dortige Akademie der Wissenschaften die Satzung und war einige Zeit Sekretär, dann Direktor dieser Einrichtung.
  2. William Philip Best war Privatsekretär des englischen Königs Georg III. und als solcher für die hannoverschen Angelegenheiten zuständig. In seiner Lebensbeschreibung schrieb Michaelis zu ihm, dass der geheime Sekretär "damals mir unbekannt und nachher mein naher Verwandter" gewesen sei. Die beiden waren Vettern, worüber Michaelis der wichtigste Verbindungsmann von Mayer nach London geworden ist.
  3. Nach Michaelis entsprachen 3000 Pf. Sterl. 18000 Reichstalern.
  4. Tobias Mayer starb am 20.02.1762 in Göttingen.
  5. Gerlach Adolph von Münchhausen (1688-1770) war Minister des Kurfürstentums Hannover. 1734 war er einer der Begründer der Georg-August-Universität in Göttingen. Ab 1753 war er als Kammerpräsident für das Ressort Finanzen zuständig.


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