Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Mayer, Tobias (1723-1762)
Empfänger Münchhausen, Gerlach Adolph von (1688-1770)[1]
Ort Göttingen
Datum 17. November 1755
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7254, Bl. 321r-322v
Transkription Hans Gaab, Fürth


Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigster Herr.



Ew. Hochgebohrnen Excellenz lege ich förderst meine ehrfurchtsvolle Dankbezeugung zu Tage zu derjenigen Bequemlichkeit und Zierde, die das Observatorium durch die vor die Erker kommenden Vorhänge erhalten wird. Die Verfertigung dieser hat zwar noch nicht vorgenommen werden können, weil wegen der Gerüste und Arbeit, die der Pfeiler erfodert, nicht zu dem Orte beyzukommen ist, wohin diese Vorhänge gehören. Inzwischen ist am letztver=

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wichenen Donnerstag der große Stein, ob zwar nicht ohne die äußerste Mühe und Gefahr, da nachdem der Stein schon beynahe ganz aufgebracht war, einer der stärksten eisernen Hacken, woran er hinge, abgesprungen, doch endlich wegen der guten Anstalten und Vorsichtigkeit des Mauermeisters[2] glücklich hinaufgezogen worden; und wird diese Woche vollends an seinen Ort gesetzt werden. Der Quadrant[3], den ich bisher in meinem Hause verwahrt gehabt, ist heute gleichfalls nach dem Observatorio gebracht, und hoffe ich, daß solcher morgen eben so unbeschädigt werde aufgezogen werden; da solche Veranstaltungen

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gemacht sind, daß dabey keine Gefahr zu besorgen ist.

Wie sehr wünschte ich, daß Ew. Excellenz ich meinen gleichen guten Fortgang in der Verfertigung der Instrumente, die der Senator Kampe[4] unter der Hand hat, unterthänigst berichten könnte. Allein so bestehet alles, was seither daran gethan worden, in einigen Kleinigkeiten, die mir der indessen verstrichenen Zeit nicht proportional vorkommen. Ich habe auch einige mal, da er nicht zu Hause war, oder nicht seyn wollte, seine Leute über andere fremden Arbeiten, als Microscopiis u. d. gl.

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angetroffen. Vielleicht aber sind dieses solche Sachen, die er erst vollends verfertigen will, um hernach desto ungehinderter an denen auf das Observatorium gehörigen Instrumenten arbeiten zu können.

Ich verharre in tiefster Devotion

Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigster Herr
Ew. Hochgebohrnen Excellenz


Göttingen d. 17. Novembr.
    1755.

unterthänigster
T. Mayer.



Fußnoten

  1. Gerlach Adolph von Münchhausen (1688-1770) war Minister des Kurfürstentums Hannover. 1734 war er einer der Begründer der Georg-August-Universität in Göttingen. Ab 1753 war er als Kammerpräsident für das Ressort Finanzen zuständig.
  2. Der Maurer und Stukkateur Johann Caspar Heine stammte aus Hirschbach bei Dresden und erhielt am 30.09.1735 in Göttingen das Bürgerrecht. Er wohnte seit 1748 in der Gothmarstr. 523. Er scheint 1764 gestorben zu sein.
    • Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 378, Tabelle IV, Eintrag 280; S. 455, Tabelle XIV, Eintrag 143
  3. Der Muralquadrant war bei John Birch (1709-1776) in England bestellt worden.
  4. Franz Lebrecht Kampe (um 1712-1785) fertigte einige Instrumente für die Göttinger Sternwarte an. Kampe war seit 1740 Göttinger Senator. Von ihm stammt ein kleiner Quadrant und ein Azimutalquadrant.
    • Behrendsen, Otto (1850-1921): Zur Geschichte der Entwicklung der mechanischen Kunst. Deutsche Mechaniker-Zeitung, 1. Juni 1907/11, S. 101-107, hier S. 101-104
    • Poppe, Johann Heinrich Moritz (16.01.1776-21.02.1854): Franz Leberecht Kampe, weil. Senator, Bauherr und Mechanikus zu Göttingen. Neues hannoversches Magazin 9 (1799), Sp. 501-512.


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