Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Segner, Johann Andreas (1704-1777)[1]
Mayer, Tobias (1723-1762)
Empfänger Landesregierung in Hannover
Ort Göttingen
Datum 16. August 1751
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7254, Bl. 94r-95r
Transkription Hans Gaab, Fürth

N. S. pr. 19ter Aug 1751
Balck[2]

Hoch= und Hochwohlgebohrne,
Königl: Groß brittanische zur Churfürtlichen
Braunschweig Lüneburgischen Landes Regierung
Hochverordnete Herren Geheimde Räthe,
Gnädige Hochgebietende Herren.



Die gnädigste Ratification des Zimmer contracts zu folge, wird die assignation samt der Quittung des Zimmermanns heute an den Kloster Secretarius abgehen.

Auch hat uns der MauerMeister Heine[3] vorgestellt, daß die ihm gnädigst vorgelaßene 240. Rthl:r bereits auf Anschaffung und Anfahrung des Kalcks und Sandes, Anfahrung und Behauung der großen Kragsteine[4], und verschiedener Sandsteine, Rüstung und anderer Arbeit verwendet sei, und suchet, zu ununterbrochener Fortsetzung der Arbeit um andere 200. Rthl.r Vorschuß unterthänigst an, weßwegen er auch die angeschloßene Quittung ausgefertiget.[5] Da der Mann in der That hier angesessen ist, so leben wir der unterthänigsten Hoffnung Ewr. Eexcellences werden demselben in dieser seinem Contract übrigens nicht ungemäßen Bitte zu willfahren geruhen.

Ferner ist wegen der beiden in der Kohlreifischen[6] Auction zu Ratzeburg befindlichen Quadranten beikommendes eingelauffen;

[Bl. 94v]
Woraus wir schließen, daß der vormalige Besitzer dieser Stücke in der Absicht aus Engelland kommen laßen, sie mit der nöthigen Zurüstung zu versehen ohne welcher sie nicht gebrauchet werden können, und daß also, da diese Zurüstung fehlet, diese Stücke, so wie sie angekommen, in völlig guten Stand sein möchten.   Weil indeßen diese Zurüstung bei einem tragbaren Quadranten fast den größten Theil der Arbeit ausmachet, wenn sie recht bequem seÿ soll, so würden wir durch die Erstehung dieser Quadranten unßern Zweck nicht völlig erreichen, welcher dahin gehet, unßere hiesigen Ouvriers[7] die ohne dem genugsam beschäfftiget sind, einen Theil der Arbeit abzunehmen. Aus dieser Ursache halten wir nicht davor daß auf diese Stücke etwas nahmhafftes in der Auction zu biethen wäre.

Weil indeßen in der Beschreibung die Arbeit so sehr geprießen wird, und man diese Quadranten, wenn sie sonsten zu nichts zu gebrauchen wären, mit sehr wenigen Kosten zu geographischen Operationen einrichten könnte, welche vielleicht ins künfftige auf gnädigsten Befehl unternommen werden dörfften; so halten wir unterthänigst davor, es wären vor dieselben beide 30. hochstens 40. thlr: und also vor jeden insbesondere 15.- biß 20 thlr wol zu risquiren, denn dieses nicht mehr, als ohngefehr doppelt so viel seÿn möchte, als das daran befindliche Meßing dem Werth nach beträget;   Und obzwar bei dergleichen operationen der zweite Quadrante gewiß nicht überflüßig wäre, so könnte doch auch nur einer, wenn er vor ein so geringes Geld zu erhalten wäre, gute Dienste thun.

Wir überlaßen dießes Ewr. Excellences erlauchteten Einsicht, und werden, auf erhaltenden gnädigsten Befehl nicht ermangeln den Innhalt desselben zu befolgen.

Auch haben des Herrn Geheimen Raths von Hardenberg[8] Excellenz nach dero unermüdeten Eifer uns einen Aufsaz der Kosten eines Tubi mit einem Micrometro aus Engelland verschaffet, welcher ebenfalls angebogen ist.   Ob zwar dieße Kosten

[Bl. 95r]
nicht geringe sind, so unterstehen wir uns doch um dieses Instrument unterthänigst zu bitten: erstlich, weil ein dergleichen Instrument unumgänglich nothwendig ist, und wir nicht hoffen können es allhier vor dem nächsten Winter fertig zu erhalten, da wir es wo möglich gebrauchen wollten. Und zweitens, weil unser geschickter Künstler, der Bauherr Campe[9] sehr verlanget dieses Instrument zu sehen, um es als ein Maas der Accuratesse bei anderen Instrumenten welche damit einige Verwandtschafft haben, zu gebrauchen.

Der Herr Geheime Rath von Hardenberg erbiethen sich, daßelbe, auf erhaltene Genehmhaltung von Ewr. Ecellences zu verschreiben.

Endlich haben wir auch, auf Ewr. Excellences gnädigen Befehl mit dem Schieferdecker aus Caßel gesprochen, und wird der Erfolg dieser Unterredung, Ew: Excellences mit der nächsten Post unterthänigst vorgetragen werden, unter Ewren hohen Protection wir in tiefster Ehrfurcht verharren.


Hoch= und Hochwohlgebohrne Herren,
Gnädige und Hochgebietende Herren,
Ewr. Hoch= und Hochwohlgebohrne Excellences,


Göttingen d. 16. August
    1751.

unterthänige
J. A. Segner.
T. Mayer.




Fußnoten

  1. Johann Andreas Segner (09.10.1704-05.10.1777) war seit 1751 für die Errichtung der Universitätssternwarte in Göttingen zuständig. 1755 wechselte er nach Halle.
    Zu Segner und seiner Rolle beim Bau der Sternwarte siehe:
    • Rab, Irén: Die Rolle von Johann Andreas Segner (1704-1777) bei der Errichtung der ersten Göttinger Sternwarte. In: Lengyel, Zsolt K. (Hrsg.): Ungarn-Jahrbuch. Zeitschrift für interdisziplinäre Hungarologie 37, 2021. Regensburg: Friedrich Pustet 2022, S. 41-63
  2. Heinrich Eberhard Balck (06.04.1705-18.10.1769) war geheimer Kanzleisekretär in Hannover.
  3. Der Maurer und Stukkateur Johann Caspar Heine stammte aus Hirschbach bei Dresden und erhielt am 30.09.1735 in Göttingen das Bürgerrecht. Er wohnte seit 1748 in der Gothmarstr. 523. Er scheint 1764 gestorben zu sein.
    • Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 378, Tabelle IV, Eintrag 280; S. 455, Tabelle XIV, Eintrag 143
  4. Ein Kragstein ist ein aus der Wand herausragendes Element.
  5. Diese Quittung ist nicht überliefert.
  6. Gottfried Kohlreif (01.10.1676-13.08.1750) war evangelisch-lutherischer Dompropst am Ratezburger Dom. Sein Nachlass wurde am 16.08.1751 versteigert. Im zugehörigen Katalog sind auch Instrumenta Astronomica verzeichnet, darunter:
    " 124. Ein Meßingen in Engelland verfertigter Astronomischer Quadrante von 26. Zoll im Radio.
    125. Ein dito 20. Zoll im Radio."
    (Anhang an die Geheftete Bücher, S. 22).
  7. Ouvrier: Arbeiter.
  8. August Ulrich von Hardenberg (05.11.1709-13.09.1778) war Geheimrat in Hannover.
  9. Franz Lebrecht Kampe (um 1712-1785) fertigte einige Instrumente für die Göttinger Sternwarte an. Kampe war seit 1740 Göttinger Senator. Von ihm stammt ein kleiner Quadrant und ein Azimutalquadrant.
    • Behrendsen, Otto (1850-1921): Zur Geschichte der Entwicklung der mechanischen Kunst. Deutsche Mechaniker-Zeitung, 1. Juni 1907/11, S. 101-107, hier S. 101-104
    • Poppe, Johann Heinrich Moritz (16.01.1776-21.02.1854): Franz Leberecht Kampe, weil. Senator, Bauherr und Mechanikus zu Göttingen. Neues hannoversches Magazin 9 (1799), Sp. 501-512.


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