Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Empfänger Euler, Leonhard (1707-1783)
Ort Nürnberg
Datum 8. Oktober 1746
Signatur Archiv der Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg: F. 136. Op. 2, Nr. 2, Bl. 164r
Zusammenfassung Juškevič, Adolf Pawlowitsch; Winter, Eduard: Die Berliner und die Petersburger Akademie der Wissenschaften im Briefwechsel Leonhard Eulers. Band III, Teil 3. Berlin: Akademie-Verlag 1976, S. 208-209
Fußnoten Hans Gaab, Fürth


Lowitz hat nach einer Reise die Schwester[1] "des Herrn Franz allhier" geheiratet. Die damit verbundenen Umstände waren die Ursache für die Verzögerung der Antwort auf Eulers Brief.[2] Auch die Fertigstellung der kleinen Weltkugeln hat sich dadurch verzögert, aber Lowitz hofft, bald durch Herrn Burmeister[3] zwei nach Berlin senden zu können. Es sollen bald Vorbestellungen auf "3-schuhige Kugeln" angenommen werden,[4] vorerst werden aber die "10-zolligen" angefangen,[5] nach denen große Nachfrage besteht. Wenn diese fertig sind, wird Lowitz ein "Paar" an Euler für dessen Bibliothek senden.

Auch die Magnetnadeln sind liegengeblieben,[6] aber das ist "ein Glück", denn Lowitz hat inzwischen erfahren, daß Euler zu dieser Problematik den Preis der Pariser Akademie erhalten hat. Bisher hat Lowitz noch nicht erfahren können, ob diese Abhandlung irgendwo gedruckt wurde.[7] Er erwartet für seine eigenen Arbeiten daraus einen großen Nutzen und wagt nicht, sie zuende zu führen, bevor er Eulers Untersuchungen kennt. Da es noch lange dauern wird, bis die gedruckte Preisschrift aus Paris vorliegt, bittet er Euler um "einige Blätter des wertesten Konzepts ... welche dieselben etwan unter das alte Papier geworfen haben".

Lowitz hat Eulers Mondtafeln erhalten,[8] die er benutzen wird, um "eine Karte über die große Erdfinsternis 1748 zu verzeichnen", in der der Mondschatten auf der Erde für verschiedene Zeitpunkte dargestellt werden soll.[9] Lowitz wünscht sich dazu auch bessere Sonnentafeln als die Cassinis[10] und fragt an, ob die von Euler verfertigten Tabellen, über die "in der Historie der Akademie zu Berlin auf das Jahr 1745, pag. 36-40" berichtet wurde, zu bekommen sind. Weiterhin fragt er, ob "das große Werk, welches Dieselben von den Schiffen geschrieben", in Petersburg erscheinen wird.[11] Von dem neuen Präsidenten der Petersburger Akademie wird "viel Gutes" berichtet.[12]

Doppelmeyer "liegt an dem Schlag". Er hat die Versuche Musschenbroecks[13] in seinem Kolleg über die Elektrizität an sich selbst probiert und sich dabei eine Lähmung der ganzen rechten Seite zugezogen.[14] Wenn Doppelmayer sterben sollte, dann wird möglicherweise Lowitz als Direktor des Observatoriums eingesetzt werden.[15] Lowitz gibt "verschiedenen Herren Senatores" Mathematik-Unterricht; er hat deshalb die Hoffnung, bessere Instrumente für das Observatorium zu erhalten.[16]



Fußnoten

  1. Am 22.08.1746 heiratete Lowitz Anna Veronika Franz (21.02.1705-04.01.1756).
  2. Dieser Brief Eulers ist nicht überliefert.
  3. Diese Person konnte bislang nicht näher identifiziert werden.
  4. Homännischer Bericht von Verfertigung grosser Welt-Kugeln. Nürnberg 1746.
  5. Zur Produktion von Globen mit einem Durchmesser von 20 bis 30 cm kam es nicht.
  6. Vgl. zu diesem Thema die beiden Briefe von Lowitz an Euler vom 15.10.1745 und vom 19.11.1745.
  7. Die Preisschrift erschien erst 1748 im Druck:
    Euler, Leonhard: Dissertatio de magnete. 1748
    Text und Informationen dazu gibt es hier.
  8. Euler, Leonhard: Novae et correctae tabulae ad loca lunae computanda. 1745
  9. Die Stadtbibliothek Nürnberg besitzt einen unveröffentlichen Entwurf zu dieser Karte wie auch die erste beiden von Lowitz dazu veröffentlichte Karte 1. Die zweite dazu veröffentlichte Karte besitzt das Deutsche Museum in M&uum;nchen.
  10. Cassinis, Jacques: Tables astronomiques du soleil, de la lune, des planetes, des etoiles fixes Avec Addition. Paris 1740
  11. Euler, Leonhard: Scientia Navalis Sev Tractatvs De Constrvendis Ac Dirigendis Navibvs. Petersburg: Typis Academiae Scientiarum 1749.
  12. 1746 wurde Kirill Grigorjewitsch Rasumowski (1728-1803) Präsident der Petersburger Akademie.
  13. Pieter van Musschenbroek (1692-1761) war ein niederländischer Mediziner und Naturwissenschaftler. Bei Experimenten mit einer Leidener Flasche hatte er einen starken elektrischen Schlag erhalten.
  14. Im Brief (dort auch der französische Originaltext) an den französichen Astronomen Delisle vom 18.08.1748 schrieb Johann Michael Franz: "Man wird sie [die Korrespondenz von Doppelmayr] erst nach seinem Tod sehen, der ihm nach dem Schlaganfall droht, der ihn während seiner letzten Eyperimentalphysikvorlesung zur Elektrizität ereilt hat. Das brachte das falsche Gerücht in Umlauf, dass die elektrischen Experimente die hauptsächliche Ursache dafür waren." Doppelmayr war also nicht das erste Opfer eines elektrischen Unfalls.
  15. Doppelmayr starb am 1.12.1750. Im folgenden Jahr wurde Lowitz Direktor der Nürnberger Sternwarte.
  16. Diese Hoffnung ging nicht in Erfüllung.