Galilei und Marius


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... indem er sagt, Jupiter mit einem Fernrohr gesehen zu haben. In der Tat gibt Galilei in seinem Brief an Monsignore Piero Dini vom 21. Mai 1611 zu, dass man mit jedem gewöhnliche Fernrohr, wie sie jetzt überall zu haben seien, die Monde des Jupiters sehen könne: "Nicht nur mein Fernrohr und die anderen, die ich hergestellt habe, zeigen die vier Jupitersatelliten, auch alle anderen, die irgendwo von irgendeinem Handwerker hergestellt wurden, zeigen diese Objekte groß und scharf, vorausgesetzt sie sind gut verarbeitet".[1]

Von den herrlichen Beweisen Galileis bleibt also nichts übrig und wir fühlen uns berechtigt zu behaupten, dass alles was Galilei gegen Marius vorträgt, um ihn des Plagiats zu überführen, jeglicher Grundlage entbehrt.

 
 

VI Analyse des Mundus Jovialis

Nach alldem könnten wir unsere Arbeit als erledigt betrachten. Wir haben aber nicht vor uns mit einem non liquet[2] zugunsten von Marius zu begnügen, was gerechterweise zu einem Freispruch des Beschuldigten und zur Beschämung des Anklägers führen sollte, sondern wir nahmen uns vor, zu beweisen, dass die Arbeit von Marius, weit davon entfernt ein Plagiat zum Schaden Galileis zu sein, eine eigenständige und ernst zu nehmende Arbeit darstellt, in der er in einigen Teilen Galilei übertrifft.

Wir haben schon vorher, in Zusammenhang mit der Publikation des Mundus Jovialis festgestellt, dass Galilei kein Gesetz formuliert hat, das die Breitenabweichung der Satelliten erfasst. Nach der Publikation des Sternenboten hat er sie nicht mehr erwähnt, und selbst in den späteren Beobachtungen, die Alberi 1846 veröffentlicht hat,[3] gibt es zu diesem Thema nichts Neues. Erst bei seinem Angriff auf Marius hat Galilei 1623 erstmalig versucht, eine Erklärung dieser Erscheinung zu geben, die aber ungenau ist. Die Umlaufbahnen der Monde liegen mitnichten parallel zur Ekliptik. Zugegeben, der Winkel der Umlaufbahn von Jupiter trägt zu diesem Eindruck bei, aber nur zu einem geringen Teil. Im Gegensatz dazu hat Marius diese Erscheinung dem Winkel der Umlaufbahnen der Monde gegenüber der Umlaufbahn ...


Fussnoten

  1. Brief von Galilei an Piero Dini vom 21. Mai 1611. Abgedruckt in: Albèri, Eugenio: Le Opere di Galilei. Vol. VI. Florenz: Società Editrice Fiorentina 1847, S. 163-175, hier S. 165.
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Non liquet: Es ist nicht klar. Bei juristischen Prozessen wird damit eine Situation bezeichnet, bei der die Darstellung beider Seiten gleich wahrscheinlich ist.
  3. [Anmerkung des Bearbeiters] Vgl. Fußnote 1 auf S. 138.