Galilei und Marius


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... Nacht, der Mond II[1] etwas gegen Süden geneigt. Vier Stunden später waren "alle in einer exakt geraden Linie aufgereiht sichtbar." Da dieser Mond in 4 Stunden einen Bogen von 17 Grad beschreibt, war es mit dem Gerät Galileis offenbar nicht möglich eine Variation in der Länge zu bemerken.

Ähnlich erschien am 11. Februar um 3 Uhr nachts der Mond I sehr nah beim Jupiter, wobei er gegenüber den anderen Sternen etwas gegen Norden abstand; doch um 5h 30m "standen sie alle in der gleichen geraden Linie". Der von diesem Satelliten zurückgelegte Weg im oberen oder unteren Teil seiner Laufbahn in 2½ Stunden, also 21o 17' kann die Abweichung der Erscheinung, wie sie im Sternenboten aufgezeichnet ist, nicht erklären.

Auf diese Besonderheit in der scheinbaren Bewegung der Satelliten kam Galilei vor seinem Pamphlet gegen Marius nicht mehr zurück, also nicht vor 1623. Den von Alberi wiedergefundenen Beobachtungen nach, maß er ihnen keine Bedeutung zu, er erwähnte sie nicht einmal. Es ist sogar höchstwahrscheinlich, dass Galilei diese Besonderheit einer angenommenen Atmosphäre um den Jupiter zuschrieb, womit er auch die starken Schwankungen in der Helligkeit der Mediceischen Monde zu erklären versuchte.[2]

Das Buch von Marius erschien im Februar oder März 1614 unter dem Titel: Die Welt des Jupiter im Jahre 1609 entdeckt mit Hilfe des belgischen Fernrohrs, nämlich sowohl die Theorie der vier Monde des Jupiter als auch die Tabellen, welche durch eigene Beobachtungen sehr gut abgestützt sind und es gestatten, eine sehr rasche und einfache Berechnung der Positionen jener Monde zum Jupiter zu jedem beliebig gegebenen Zeitpunkt ...


Fussnoten

  1. Wir entnehmen die Angabe zu den betreffenden Satelliten aus der Veröffentlichung von Eugenio Albèri [1807-1878]: Galilaei et Renierii In Jovis satellites lucubrationes quae per ducentos fere annos desiderabantur. Florenz 1846, hier S. 46.
    Diese Arbeit, die auch in Band V der Opere di Galileo Galilei des gleichen Autors abgedruckt ist [Florenz: Società Editrice Fiorentina 1845, S. 46], enthält die Beobachtungen der Jupitersatelliten, die Galilei von 1610 bis 1619 angestellt hat, und die er Vincenzo Renieri [1606-1647] mit der Absicht anvertraute, die Tafeln [der Jupitermonde] abzuschließen. Seit mehr als zwei Jahrhunderten galt diese Arbeit Galileis als verschollen. Sie wurden von Alberi in der Bibliotheca Palatina de' Pitti wiedergefunden.
  2. Es ist merkwürdig zu sehen, dass Alberi in seiner in Fußnote 1 zitierten Arbeit, alles aus dem Sternenboten anführt, was die Jupitersatelliten betrifft, aber die Zeilen am Ende (S. 62) gelöscht hat, in der die Atmosphäre des Jupiter abgehandelt wird, was bei Favaro die letzten elf Zeilen ausmacht (Edizione Nazionale, Band III, S. 95f.).