Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798) besuchte Beringer am 24. Juni 1793. In seinem Bericht darüber geht es hauptsächlich um Beringers Schwierigkeiten bei der Anfertigung von Globen


Mein zweiter heutiger Besuch bei dem Herrn Mechanikus David Beringer (auf dem Steig, in einem kleinen Häuschen,) ist sehr glücklich ausgefallen. Herr Beringer ist der beste, oder einzige Mechanikus in Nürnberg, (obgleich diejenigen, welche Spielsachen, mathematische und physikalische Kunststückchen, und dergleichen Ware auf den Kauf, auch optische Kasten usw. machen sich Mechanici und Optici zu nennen pflegen.) Er hat eine artige Frau, und ist selbst, was Herr Prediger Bode wohl nicht glaubt, ein ungemein artiger, gefälliger, in der Mathematik nicht unerfahrener, und in seiner Arbeit fleißiger und sorgfältiger Mann, der von Herrn Prediger Bode mit vieler Achtung spricht, und seinen gestirnten Himmel in seiner Werkstätte liegen hat. Zu Herrn Prediger Bodens Freude kann ich versichern, dass er in 14 Tagen ohnfehlbar die erste Erd- und Himmelskugel, ganz fertig, ihm zur Probe schicken wird, um noch zu rechter Zeit zu erfahren, ob diesem vielleicht bei der Arbeit noch ein Wunsch übrigbliebe. Aldann verspricht er, jeden Monat 6 Exemplare nach Berlin zu liefern. Er nimmt sich der Sache mit Eifer an, läßt alle andre Arbeit ruhen, und ist äußerst bemüht, Herrn Prediger Bode, (dessen Zeichnung, so wie Sotzmanns Stich er sehr bewunderte,) zu befriedigen. Die Ursachen, die ihn bisher aufgehalten haben, sind folgende. Erstlich, Unpässlichkeiten, die Winterwitterung, und notwendige Arbeit von Quadranten usw. für die Würzburger Ingenieurs zum Kriege. Vornehmlich haben ihm aber die vielen Versuche sehr lange Zeit, und an 300 Gulden weggeworfenes Geld gekostet. Mit 4-5 Sorten Papier hat er vergebliche Versuche gemacht. Er hat sich aus der Schweiz Papier verschreiben lassen, das [515] aber vom Firnis braun geworden ist. Endlich gelingt es ihm mit holländischem, das er sich außerdem verschreibt, (auf dem Bogen steht: J. Gowig et Zoonen) das er aber auch erst nach Anwendung einer von ihm dazu erfundenen Präparation brauchen kann. Dann hat es ihm sehr viel Mühe gekostet, die Himmelssegmente gut abgedruckt zu erhalten; kein Kupferstecher hat es anfangs wagen wollen sie zweimal, und so zu drucken, daß die Sterne genau an ihren Platz kommen, welches besonders bei dem Blatt das den Horizont und inwendig kleine Kreise enthält, Schwierigkeit macht. Auch dazu hat er eine eigene Vorrichtung erdenken müssen. Endlich hält auch das etwas auf, daß er alles allein arbeiten muß, weil er durchaus keine Leute so schnell bis zu dem Grade der Geschicklichkeit bringen kann, daß sie es ihm recht machten. Viele Kugeln hat er auch schon vergebens gemacht, weil er nachher sah, daß die eine Karte, die später kam, einen etwas größeren Globus erfordere. Die Kugeln formt er aus Pappe, ¼ Zoll dick, über einer hölzernen Kugel: die pappene wird dann aufgeschnitten, von der hölzernen weggenommen, wieder zusammengesetzt, und mit einem dünnen weißen Überzug von eigener Komposition versehen, der immer ebener und glatter poliert wird. Solcher Kugeln sah ich 25 in einem Repositorium hängen. Dann wurden die Segmente mit Kleister aufgeklebt, welches unendliche Schwierigkeit macht. Ich sah 3 Himmels- und 3 Erdkugeln soweit fertig, und fand die Segmente mit möglichster Akkuratesse aufgezogen, auch schon überfirnisst. Ein paar Gestelle (schwarz mit etwas Gold,) standen noch besonders. Das Messing hatte Herr Beringer in Arbeit. Ich habe auch sehr bei ihm divertiert; er bat mich, ihn öfter zu besuchen; und sagte mir, daß Herr Heitmann in Berlin, ihn auch besucht hätte.

Quelle: Wackenroder, Wilhelm Heinrich: Werke und Briefe. Heidelberg: Lambert Schneider 1967, S. 514f.