Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Mayer, Tobias (1723-1762)
Empfänger Münchhausen, Gerlach Adolph von[1]
Ort Göttingen
Datum 17. März 1760
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7254, Bl. 347r-348r
Transkription Hans Gaab, Fürth


Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigster Hochgebietender Herr Geheimter Rath
und Cammer-Präsident.



Ew. Hochgebohrnen Excellence habe ich bereits voriges Jahr in Unterthänigkeit berichtet, daß das hiesige Observatorium einiger Reparation bedürfe, und dabey, um zu verhüten daß dergleichen künftig weniger nöhtig seyn möchte, einen Vorschlag zu Dach-Rinnen auf demselben, zu thun mich erkühnet.[2] Ew. Excellence haben auch in Gnaden geruhet, dieserhalb dem Commissario Müller[3] aufzutragen, daß derselbe die Sache in Augenschein nehmen und einen Anschlag darüber machen solle. Da indessen damals diese Reparatur nicht zu Stande gekommen; so habe ich

[Bl. 347v]
bey herannahender guter Jahreszeit, Ew. Excellence abermalen unterthänigst angehen und bitten wollen, die gnädigste Verfügung zu treffen, daß diese immer nöthiger werdende Ausbesserung wo möglich dieses Früh-Jahr ausgeführt, und dieses Gebäude, welches wegen der trefflichen und brauchbaren Instrumente, die es der hohen Huld und gnädigen Vorsorge Ew. Excellence zu verdanken hat, so wohl bey einheimischen als auswärtigen in so vorzüglichem Ansehen stehet, wiederum in guten Stand gesetzet werden möge.

Diesen Vorzug würde es mit noch mehrerem Nachdruck behaupten, wenn dasjenige Instrument, welches der Senator Kampe[4] seit so vielen Jahren unter Handen hat, und seit einigen ganz liegen läßet, könnte vollends ausgefertiget werden. Es hat der hiesige Mechanicus Hinterthür[5] kürzlich

[Bl. 348v]
eben dergleichen Quadranten, der zu einer Reise nach Arabien bestimmet ist,[6] so schön und bald verfertiget, daß kein Zweifel ist, er würde das von dem Senatore Kampe angefangene Instrument, wenn ihm solches übergeben würde, ebenmäßig vollends in Stand setzen können. Wenn ich nicht befürchtete, es möchte, wegen der gegenwärtigen Zeitläufte, jetzund weniger möglich seyn, an diese Sache zu gedenken; so würde ich auch dieserhalb an Ew. Excellence eine unterthänigste Bitte wagen. Doch darf ich vielleicht auch hierinnen hoffen; der ich in tiefster Devotion verharre.

Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigst Hochgebietender Herr Geheimte Rath
und Cammer-Präsident,
Ew. Hochgebohrnen Excellence


Göttingen d. 17. Merz
    1760.

Unterthänigste
Tob. Mayer.


Fußnoten

  1. Gerlach Adolph von Münchhausen (1688-1770) war Minister des Kurfürstentums Hannover. 1734 war er einer der Begründer der Georg-August-Universität in Göttingen. Ab 1753 war er als Kammerpräsident für das Ressort Finanzen zuständig.
  2. Vgl. Mayers Brief vom 03.05.1759.
  3. Johann Michael Müller (1723-1777) hatte von 1740 bis 1744 Mathematik in Göttingen studiert. 1750 wurde er Aufseher über die Gebäude im Gebiet des ehemaligen Fürstentums Göttingen. Ab 1753 konnte er auch Vorlesungen zur angewandten Mathematik in Göttingen abhalten.
  4. Franz Lebrecht Kampe (um 1712-1785) fertigte einige Instrumente für die Göttinger Sternwarte an. Kampe war seit 1740 Göttinger Senator. Von ihm stammt ein kleiner Quadrant und ein Azimutalquadrant.
    • Behrendsen, Otto (1850-1921): Zur Geschichte der Entwicklung der mechanischen Kunst. Deutsche Mechaniker-Zeitung, 1. Juni 1907/11, S. 101-107, hier S. 101-104
    • Poppe, Johann Heinrich Moritz (16.01.1776-21.02.1854): Franz Leberecht Kampe, weil. Senator, Bauherr und Mechanikus zu Göttingen. Neues hannoversches Magazin 9 (1799), Sp. 501-512.
  5. Johann Daniel Hinterthür wurde als Büchsen- und Uhrmacher, aber auch als Büchsen- und Instrumentenmacher bezeichnet. Er stammte aus Geismar und hatte am 15.10.1742 das Bürgerrecht in Göttingen erhalten. Er wohnte im Kothhaus Lange Geismarstr. 221. Er scheint 1768 gestorben zu sein.
    • Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht1988, S. 379, Tabelle IV, Eintrag 312
  6. Tobias Mayers Schüer Carsten Niebuhr (17.03.1733-26.04.1815) bereiste 1761 Arabien. Wahrscheinlich war dieses Gerät für ihn bestimmt.


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