Briefwechsel Tobias Mayer
| Kurzinformation zum Brief | Zum Original |
| Autor | Mayer, Tobias (1723-1762) |
| Empfänger | Landesregierung in Hannover |
| Ort | Göttingen |
| Datum | 5. April 1756 |
| Signatur | Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7254, Bl. 343r, 344r, 341r-342v, 359r, 352r-357r, 378r-380r |
| Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Nr: 9 pr: 7. Apr: 1756.
Balck[1]
Hochgebohrne,
Sr. Königl. Majestät von Großbritannien
zur Churfürstl. Braunschweig-Lüneburgischen
Regierung Hochverordnete Herren Ge=
heimte Räthe,
Hochgebietende Gnädigste Herren,
Auf Ew. Hochgebornen Excellences gnädigsten Befehl folgen hierbey die sämtl. Belegen zu der von mir unterm 26. verwichenen Monats unterthänigst eingereichten Rechnung das Observatorium
[Bl. 344r]
betreffend,[2]
denen ich zugleich einige
Erläuterungen über die mir vorgelegten
Puncten anfüge, in
tiefster Deveneration verharrend
Hochgebohrne Herren,
Hochgebietende Gnädigste Herren
Ew. Hochgebohrnen Excellences
Göttingen d. 5. April
1756.
unterthänigster
Tob. Mayer.
[Bl. 341r]
Erläuterungen über die Berechnung verschiedener
Ausgaben für das göttingl. Observatorium p p.
1.) An was für Leute jeder Posten dieser Rechnung theils ad interim von mir bezahlet, theils noch zu bezahlen sey, erhellet aus denen hierbey angelegten Quittungen, davon ich mit die 3 letzteren bezeichnet mit Lit. G. H u. I weil sie noch nicht quittiert, wiederum zurücke erbitten muß. Im übrigen ist mir nicht bekannt, ob auf irgend eine hier specificirte Arbeit zuvor, und ehe die Aufsicht des Observatorii mir allein anvertrauet worden, etwas bezahlet sey. Diejenigen, wobey dieses möglich seyn könnte, sind die mit Lit. A. B u. C bemerkten, als welche noch von Herrn Segnern[3] bestellet worden, wesfalls die Einsicht dessen eigner Rechnungen die beste Auskunft geben kann. Ich habe indessen, da ich dergleichen zu vermuthen keine Ursache hatte, auch die Leute, auf mein befragen, solches negirten, kein Bedenken getragen, diese 3. ersten Quittungen zu bezahlen.
2.) Sämtliche in dieser Rechnung specificirte Arbeit
[Bl. 341v]
ist bereits geliefert, und in dem Stande,
daß ich nichts daran auszusetzen finde.
Nur ist die Machina aequatoria noch nicht
zusammen gesetzet und aufgerichtet, weil
der bisherige Bau an den Pfeilern, solches
verhindert hat. Es ist aber doch alles dazu
vorhanden, und läßt sich mit gar geringen
Kosten vollends in den gehörigen Stand
setzen. Was sonst den Umstand betrifft,
ob jede der Arbeit des angesetzen Quanti
wehrt sey, so habe ich von meiner Seite hierinnen
so verfahren, als wenn sie für mich
gehörte, und keine Quittung ausgenommen,
wenn mir die Arbeit zu hoch angesetzt
schien. Wie ich denn insonderheit die starke
Rechnung des Mechanici Hinterthür[4] Lit. C.
von 33 Rthlr, welche sie zu erste enthielte,
bis auf gegenwärtige 28. Rthlr behandelt.
3.) Die Machina aequatoria ist nichts anders als eine Art eines Gestelles zu denjenigen Tubo und Micrometro, welcher schon vor einigen Jahren für das Observatorium aus England verschrieben
[Bl. 342r]
worden, und ohne welches dieser Tubus unbrauchbar
ist. Die Einrichtung ist noch
von Hl. Segnern gemacht, wlecher auch den
Arbeits-Leuten die Risse dazu gegeben.
Ich hätte zwar vor meinen Theil anstatt
dieser schwehren und kostbaren Machine,
die noch dazu, weil sie auf der Galerie
des Observatorii fest zu stehen kommt,
keine allzu gute Figur machen wird,
lieber eine leichtere gewählet, die sich von
einem Ort nach dem andern tragen
ließe. Allein weil es mit der gegenwärtigen
einmal so weit gekommen,
und sie wegen ihrer Größe und Stärcke
auch noch zu dem 20-füßigen campanischen[5]
Tubo dienen kann, den ich sonst, ohne
neue Zurüstungen zu machen, nicht wohl
nützen kann; So scheint es am besten
zu seyn, wenn es bey dieser, wie sie
ist, verbleibet. Ob aber wegen der Verfertigung
derselben bey Hoher Regierung
besonders angefraget
sey, ist mir, da sie noch zu Hl.
[Bl. 342v]
Segners Zeiten in die Arbeit gegeben
worden, nicht bewußt.
Göttingen d. 5. April
1756.
T. Mayer.
[Bl. 359r]
Rechnung
über
Verschiedene Ausgaben
für
das Göttingische Observatorium
vom Anfang des Jahres 1755.
bis zu Ende des Martii 1756.
Nebst Belegen,
Lit. von A - J.
geführt von
Tobias Mayer, P.O.
[Bl. 352r]
Lit A: Rechnung von Heinrich Gottfried Schwabe[6] über 8 rt 22mg
für Röhren zur Ableitung des Regenwassers.
[Bl. 353r]
Lit B: Rechnung von Andreas Voigt[7] über 5 rt 24mg
für eine Maschine, worauf der Tubus gelegt werden kann.
[Bl. 354r]
Lit C: Rechnung von Johann Daniel Hinterthür[8] über 28 rt
für eine Stellage zum großen Tubus.
[Bl. 355r]
Lit D: Rechnung von Johann Daniel Hinterthür über 1 rt 9 mg
für das Anbringen von 4 neuen Schrauben am großen Stein.
[Bl. 356r]
Lit E: Rechnung von Johann Daniel Hinterthür über 2 rt 12 mg
für das Anfertigen von 2 starken Schrauben zum großen Stein.
[Bl. 357r]
Lit F: Rechnung von Johann Christian Wrede[9] über 5 rt 21 mg
für Schlosserarbeit.
[Bl. 378r-v]
Lit G: Rechnung von Johann Caspar Heine[10] über 18 rt 33 mg
für Beschaffung und Aufstellung des großen Pfeilers.
[Bl. 379r]
Lit H: Rechnung von Andreas Voigt über 5 rt 24 mg
für Tischlerarbeiten.
[Bl. 380r]
Lit I: Rechnung von Sattler Hans Christian Mackenrot[11] über 15 rt 9 mg
für Wachstücher zum Erker.
Fußnoten
- ↑ Heinrich Eberhard Balck (06.04.1705-18.10.1769) war geheimer Kanzleisekretär in Hannover.
- ↑ Hier irrte sich Mayer geringfügig, die Rechnung stammt vom 25.03.1756, nicht vom 26.03.1756.
- ↑ Johann Andreas
Segner (09.10.1704-05.10.1777)
war seit 1751 für die Errichtung der Universitätssternwarte in Göttingen zuständig.
1755 wechselte er nach Halle.
Zu Segner und seiner Rolle beim Bau der Sternwarte siehe:- Rab, Irén: Die Rolle von Johann Andreas Segner (1704-1777) bei der Errichtung der ersten Göttinger Sternwarte. In: Lengyel, Zsolt K. (Hrsg.): Ungarn-Jahrbuch. Zeitschrift für interdisziplinäre Hungarologie 37, 2021. Regensburg: Friedrich Pustet 2022, S. 41-63
- ↑ Johann Daniel
Hinterthür wurde als Büchsen- und Uhrmacher,
aber auch als Büchsen- und Instrumentenmacher
bezeichnet. Er stammte aus Geismar und hatte am 15.10.1742 das Bürgerrecht in Göttingen erhalten.
Er wohnte im Kothhaus Lange Geismarstr. 221.
Er scheint 1768 gestorben zu sein.
- Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 379, Tabelle IV, Eintrag 312
- ↑ Giuseppe Campani (1635-1715) war ein bekannter Instrumentenhersteller in Rom.
- ↑ Heinrich Gottfried Schwabe wurde anlässlich der Eintragung einer
Hypothek auf sein Haus in der Langen Geismarstr. 228 als Leuchtermacher bezeichnet, Stadtarchiv Göttingen:
Amtsbücher Exp. IV, Bd. 18, S. 354.
1764 wird seine Frau als Witwe bezeichnet, Stadtarchiv Göttingen: B 100 Nr. 228. - ↑ Andreas Voigt war Universitätstischler. Er kam aus Meißenitz
in Sachsen und erhielt am 13.04.1777 das Bürgerrecht in Göttingen.
- Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 397, Tabelle IV, Eintrag 846
- ↑ Johann Daniel
Hinterthür wurde als Büchsen- und Uhrmacher,
aber auch als Büchsen- und Instrumentenmacher
bezeichnet. Er stammte aus Geismar und hatte am 15.10.1742 das Bürgerrecht in Göttingen erhalten.
Er wohnte im Kothhaus Lange Geismarstr. 221.
Er scheint 1768 gestorben zu sein.
- Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 379, Tabelle IV, Eintrag 312
- ↑ Der Kleinschmied bzw. Schlosser
Johann Christian Wrede[n] aus der nördlich von Göttingen gelegenen Kleinstadt Hardegsen
erhielt am 28.07.1727 das Bürgerrecht in Göttingen.
- Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 399, Tabelle IV, Eintrag 910; S. 464, Tabelle XIV, Eintrag 391
- ↑ Der Maurer und Stukkateur Johann Caspar Heine
stammte aus Hirschbach bei Dresden und erhielt am 30.09.1735 in Göttingen das Bürgerrecht.
Er wohnte seit 1748 in der Gothmarstr. 523. Er scheint
1764 gestorben zu sein.
- Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 378, Tabelle IV, Eintrag 280; S. 455, Tabelle XIV, Eintrag 143
- ↑ Der Sattler Hans Christian Mackerodt aus Lipprechterode
erhielt am 26.11.1700 das Bürgerrecht in Göttingen.
- Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 385, Tabelle IV, Eintrag 497
