Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Michaelis, Johann David (1717-1791)[1]
Empfänger Münchhausen, Gerlach Adolph von (1688-1770)[2]
Ort Göttingen
Datum 5. August 1754
Signatur Niedersächsisches Landesarchiv Hannover: Hann. 92, Nr. 1028, Bl. 101r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth


Hochgebohrner Freyherr
Gnädigster Herr,

Nach der mir gnädigst ertheilten Erlaubniß habe mit der gestrigen fahrenden Post die Exemplarien vom T. III Commentariorum[3] vor die Herren Strube[4], Scheidt[5], Werlhof[6] und Pufendorff[7] an Ewr. Hochgeb. Excellenz addressirt: auch habe unter Couvert des Herrn Best[8] das Exemplar vor den Herren Graven Macclesfield[9] beygelegt, das Exemplar hingegen, so Ewre Excellenz dem Herrn Best zu schicken pflegen, offen gelaßen, damit er so gleich sehen möge, daß er es von Ewrer Excellenz, und nicht von mir erhält.

Es ist übrigens das an den Herrn Graven von Macclesfield gesannte Exemplar von der Art, daß es um eines besondern Umstandes Willen der gnädigen Vorsorge Ewrer Excellenz nöthig haben wird.

[Bl. 101v]
Herr Mayer hat nehmlich in diesem Tomo seine Erfindung der longitudinis maris vorgetragen, welche ich dem Herrn Graven empfohlen, und um Beurtheiler in England gebeten habe. Die 20000 l. die vom Parlament darauf gesetzt sind, mache mir die Sache nicht wichtig, sondern blos ihm: allein die Ehre, so unsrer Societät davon haben würde, und vor allen dingen das gnädigste Wohlgefallen, so Ihre Majestät daran haben könnten, wenn einer von dero deutschen Unterthanen sich vor den Augen der Engländer so verdient machte, haben mir die Sache so wichtig vorgestellet, daß ich kein Bedenken getragen habe, Ewre Excellenz damit zu behelligen, und wenigstens unterthänigst zu bitten, daß Hoch dieselben meinen Brief an Herrn Best, davon ich deshalb Copiam beylege, durch ein Gnädiges Vorwort unterstützen. Ich glaube, man gehe bey der Sache ganz sicher; und außer dem, was ich Herrn Best deshalb geschrieben habe, kann Ewrer Excellenz wol unterthänigst melden, daß der größeste mathematicus in der Welt, Herr Euler (wie mir zuverläßig bekannt ist) selbst glaubt, Herr Mayer habe den Preis verdient. Wenn aber die Sache nicht in England urgirt wird, so bleibt die Erfindung aus einer Praedilection[10] vor ihre eigene Nation ununtersucht.

Mit tiefster Devotion beharre,

Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigster Herr, Ewr. Hochgebohrnen Excellenz

Göttingen den 5. Aug
    1754.

unterthänigster diener
Joh. David Michaelis


Fußnoten

  1. Johann David Michaelis (1717-1791) war Theologe und Orientalist an der Universität Göttingen. U.a. er entwarf für die dortige Akademie der Wissenschaften die Satzung und war einige Zeit Sekretär, dann Direktor dieser Einrichtung.
  2. Gerlach Adolph von Münchhausen (1688-1770) war Minister des Kurfürstentums Hannover. 1734 war er einer der Begründer der Georg-August-Universität in Göttingen. Ab 1753 war er als Kammerpräsident für das Ressort Finanzen zuständig.
  3. Im dritten Band der Commentarii Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis finden sich Mayers Tabularum Luminarium (S. 383-430).
  4. David Georg Strube (29.11.1694-24.07.1776) war seit 1758 Direktor der für Zivil- und Strafsachen zuständigen Justizkanzlei in Hannover.
  5. Christian Ludwig Scheidt (1709-1761) war seit 1748 Hofrat und Bibliothekar in Hannover.
    • Büsching, Anton Friedrich: Beyträge zu der Lebensgeschichte denkwürdiger Personen, insonderheit gelehrter Männer, Band 3. Halle: Curt 1785, S. 263-316
  6. Paul Gottlieb Werlhof (1699-1767) war Arzt und Dichter in Hannover.
  7. Friedrich Esaias Pufendorf (1707-1785) war Jurist in Celle.
  8. William Philip Best war Privatsekretär des englischen Königs Georg III. und als solcher für die hannoverschen Angelegenheiten zuständig. In seiner Lebensbeschreibung schrieb Michaelis zu ihm, dass der geheime Sekretär "damals mir unbekannt und nachher mein naher Verwandter" gewesen sei. Die beiden waren Vettern, worüber Michaelis der wichtigste Verbindungsmann von Mayer nach London geworden ist.
  9. Der britische Politiker und Astronom George Parker, 2. Earl of Macclesfield (1697-1764) war seit 1752 Präsident der Royal Society.
  10. Praedilection: Vorliebe.


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