Astronomie in Nürnberg

Briefwechsel Tobias Mayer

Kurzinformation zum Brief	Zum Original
Autor	Mayer, Tobias (1723-1762)
Empfänger	Münchhausen, Gerlach Adolph von^[1]
Ort	Göttingen
Datum	5. Mai 1754
Signatur	Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7254, Bl. 236^r-237^v
Transkription	Hans Gaab, Fürth

Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigster Herr Cammer-Präsident.

Ew. Hochgebohrnen Excellence gnädigstem Befehle zufolge habe ich mich dieser Tagen zu dem hiesigen Künstler Christoph^[2] verfüget, um seine vorgegebene immerwährend sich bewegende Machine in Augenschein zu nehmen. Ob nun wohl derselbe mir die Machine selbst nicht vorweisen konnte oder wollte; indem er sich damit entschuldigte, er habe sie vor kurzem wieder auseinander gelegt, um daran noch etwas zu verändern: So habe ich doch aus dem Entwurf und der ziemlich ausführlichen Beschreibung, die er mir davon machte, so viel abnehmen können, daß von seiner Erfindung

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sich nicht mehr zu versprechen sey, als von der übrigen Menge derjenigen, welche von andern Künstlern mit fruchtlosem Effecte angegeben worden. Indeßen ist nicht zu bergen, daß dieses Werk, unerachtet es von einer immerwährenden Bewegung, und noch mehr von dem Nutzen, den es bey Bergwerken haben könnte, sehr weit entfernt ist, gleichwohl von des Mechanici Fähigkeit und zu mechanischen Dingen aufgelegten Naturel ein nicht geringes Zeugniß ablege; so daß zu wünschen wäre, es möchte dieser Mann seine Geschicklichkeit auf solche Dinge verwenden, bey welchen Mühe und Fleiß durch einen gewißen Erfolg der Sache belohnet werden könnte. Wäre die viele Arbeit, welche diese Machine ihren Verfertiger

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ohne Zweifel gekostet hat, auf die zu dem hiesigen Obseruatorio destinirte Instrumente verwendet worden, mit deren Verfertigung es so langsam hergehet, daß gegen Ew. Excellence ich den Verzug zu verantworten mir nicht getraute, wenn die Sache auf mir allein läge; So würde dieses so kostbare als zum besondern Lustre hiesiger Academie gereichende Gebäude bereits in einem brauchbaren Stande seyn. Bey den gegenwärtigen Umständen hingegen, da die Verfertigung der Instrumente ganz allein dem Rathmann Campe^[3] überlaßen ist, welcher wegen vieler anderer Arbeit, dieselben nur als eine Nebensache vorzunehmen scheinet, ist fast keine Hoffnung, daß vor einer Zeit von wenigstens dreyen Jahren die sämtlichen Instrumente fertig seyn und

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damit etwas nützliches ausgerichtet, mithin die Absicht des Baues in Erfüllung gebracht werden könne. Ew. Excellence diese Umstände unterthänigst vorzustellen, habe ich bey dieser Gelegenheit nicht umhin gekonnt, und zweifle nicht, Hoch-Dieselben werden nach Dero väterlichen Vorsorge für alle was zum Besten und zur Aufnahme der Wissenschaften gereichet, eine gnädigste Verfügung zu treffen geruhen, damit die Verfertigung dieser Instrumente mit mehrerm Eifer möchte betrieben werden. Ich verharre mit tiefster Devotion

Hochgebohrner Freyherr,
Gnädigster Herr Cammer-Praesident,
Ew. Hochgebohrnen Excellence

Göttingen, d. 5. Maii
1754.

unterthänigster
Tobias Mayer.

Fußnoten

↑ Gerlach Adolph von Münchhausen (1688-1770) war Minister des Kurfürstentums Hannover. 1734 war er einer der Begründer der Georg-August-Universität in Göttingen. Ab 1753 war er als Kammerpräsident für das Ressort Finanzen zuständig.
↑ Anton Detleff Christoph war seit dem 07.11.1736 als Instrumentenmacher in die Liste der Universitätshandwerker eingetragen.
- Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 420, Tabelle XI, Eintrag 14
↑ Franz Lebrecht Kampe (um 1712-1785) fertigte einige Instrumente für die Göttinger Sternwarte an. Kampe war seit 1740 Göttinger Senator. Von ihm stammt ein kleiner Quadrant und ein Azimutalquadrant.
- Behrendsen, Otto (1850-1921): Zur Geschichte der Entwicklung der mechanischen Kunst. Deutsche Mechaniker-Zeitung, 1. Juni 1907/11, S. 101-107, hier S. 101-104
- Poppe, Johann Heinrich Moritz (16.01.1776-21.02.1854): Franz Leberecht Kampe, weil. Senator, Bauherr und Mechanikus zu Göttingen. Neues hannoversches Magazin 9 (1799), Sp. 501-512.