Galilei und Marius


zurück zur Seite 52zur Hauptseiteweiter zur Seite 54


... die Einzigen, die seiner Erwähnung thun!" Aber Kepler unterstützt ihn kaum, weil der Autor das System des Copernicus ablehnt.

Herr Berthold erinnert daran, dass Simon Marius, nachdem er sich über Scheiner beklagt hat, der ihn als Calvinist verleumdet hat, was er nie war,[1] und nachdem er nachfragt was Astronomie mit religiöser Überzeugung zu tun habe, sagt: "Die ersten Entdecker und Beobachter der Sonnenflecken sind die zwei Fabricius, Vater und Sohn, aber weil sie für Ketzer gehalten werden, werden ihre Namen verschwiegen." Daraufhin fährt Berthold fort:[2]

"Aber der Name, - das Anrecht auf die erste Entdeckung? In dem erbitterten Prioritätsstreit, welcher sich alsbald zwischen Galilei und Scheiner erhob, musste doch, so sollte man erwarten, der Name Johann Fabricius an erster Stelle genannt werden! Aber auch hier suchen wir vergebens, und erkennen zu spät, wenn wir die wenig anmuthende Lectüre der Streitschriften beendet haben, dass es sich hier nicht um eine objective Untersuchung des Thatbestandes gehandelt hat, sondern um eine durch subjective Behauptungen, Winkelzüge und Verschleierungen gestützte Geltendmachung der eigenen Ich. Das Verschweigen der Anrechte, welche Johann Fabricius in erster Linie gebührten, bildet den wundesten Punkt in dem unerquicklichen Streit. Dass dieses Verschweigen ein absichtliches war und gegen besseres Wissen geschah, erhöht den Unmuth, welchen wir bei dem kleinlichen Gezänke empfinden; eine noch so schönfärbende Schilderung vermag nicht us den Charakter Scheiner's sympathisch zu machen, und der ungemessene Ehrgeiz Galilei's, sämmtliche Entdeckungen für sich zu beanspruchen, wird uns stets als Fleck auf seinem Ehrenschilde erscheinen. Doch wir haben unsere Behauptung, dass sowohl Scheiner wie Galilei wider besseres Wissen und mit vollem Bewusstsein den Namen von Johann Fabricius unterdrückt haben, zu beweisen, was uns nur zu leicht gelingen wird."

So ist es dazu gekommen, dass zwei deutsche Häretiker, bescheidene und geduldige Beobachter, der eine seines Ruhmes beraubt durch Scheiner und Galilei, während der andere von Scheiner kritisiert und von ihm ignoriert und geplündert wurde in dem, was seine Arbeit so bemerkenswert machte, und von Galilei schändlich als Fälscher und Dieb abgestempelt wurde.

Was Galilei angeht, wird er weiterhin als Erfinder des Fernrohrs gefeiert.[3]

Utrecht, Harlem, Dezember 1902.


Fussnoten

  1. Vgl. Anhang III. [Oudemans und Bosscha zitieren Berthold 1894, S. 15f.;
    Das Originalzitat von Marius steht im Anhang seiner zweiten Auflage des Mundus Jovialis, Bl. G4v: "Primi inventores & observatores macularum solarium sunt duo Fabricij Pater & Filius, verum quia haeretici putantur, nomina illorum supprimuntur."
    Für eine deutsche Übersetzung des Anhangs siehe: Gaab, Hans; Leich, Pierre: Marius Replik auf Scheiner. Der Anhang zum Mundus Jovialis von Simon Marius. Globulus 18 (2014), S.11-14, hier S. 13.]
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Vgl. Berthold 1894, S. 16f.
  3. Erst unlängst wieder, von einem so angesehenen Autor wir Herrn Albert Dastre [1844-1917], in der Revue des deux Mondes, 15. Oktober 1902, S. 903. [La vie de la Matière, S. 886-923. Dastre war Professor für Physiologie an der Sorbonne.]