Galilei und Marius


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... der neuen Erscheinung zu erhalten. Genau darin hat Marius das Verdienst Galileis ehrlich anerkannt, indem er erklärt, von den Galileischen Daten profitiert zu haben. Er erlaubt sich nur einige Vorbehalte die Genauigkeit der Angaben betreffend vorzubringen und den Wert der Methode anzuzweifeln, das dieser für die Abstandsmessungen empfohlen hatte. In der Tat ist diese Methode unzureichend und Galilei hat sie nicht mehr weiter verwendet.[1]

Worauf stützt sich denn eine so schwere Anschuldigung gegenüber einem bescheidenen Arbeiter, der nicht danach strebte Ruhm oder materielle Vorteile aus seiner Tätigkeit zu ziehen, sondern beobachtete und ernsthaft diese neue Erscheinung auf eine ihm ganz eigenen Art und Weise studierte, um die Wissenschaft der Vorhersage der gegenseitigen Lage dieser Wandersterne besser auszuarbeiten? Vier Jahre lang hat Marius daran gearbeitet. Er veröffentlichte seine Arbeit erst, als er glaubte genügend Daten gesammelt zu haben, um eine Theorie vorzustellen, deren Komplexität zum damaligen Zeitpunkt niemand erahnen konnte, und sei es nur wegen der Berücksichtigung der Zeit, die das Licht braucht, um vom Jupiter zu uns zu gelangen.

Dieses von Galilei gefällte Urteil über die Arbeit von Marius hält sich bis in unsere Tagen mit einer Hartnäckigkeit, der man oft bei den Irrtümern in der Geschichte der Wissenschaften begegnet, und dies besonders was Galilei betrifft. Deshalb fragte die Holländische Gesellschaft der Wissenschaften berechtigter Weise nach Beweisen zu dem, was Favaro in seiner Cronologia Galileana schrieb:[2]

"1614, Simon Marius veröffentlicht in Nürnberg seinen Mundus Jovialis, in dem er versucht, sich die Entdeckung der mediceischen Planeten durch Galilei anzueignen."


Fussnoten

  1. Dies folgt aus einem Auszug aus dem Discorso intorno alle cose che stanno in su l'acqua o che in quella si muovono (Favaro, Opere di Galileo, Vol. IV, S. 63f.) von 1612. Galilei berichtet darin, dass es ihm zwar 1611 gelungen sei die Umlaufzeiten der Monde zu finden, er aber kein Gerät gefunden habe mit dem man deren gegenseitigen Abstand messen könne und so darauf angewiesen sei einfach deren Abstände in geschätzten Durchmesser der Scheibe des Planeten anzugeben. Es ist möglich, dass Galilei bei seinen ersten Messungen das Gesichtsfeld im Verhältnis zur Öffnung seines Instruments geschätzt habe und sich dessen bediente um mit dem Auge den gegenseitigen Abstand der Monde zu vergleichen. Aber die Annahme, dass dieses Feld  empfindlich von der Öffnung abhinge ist für die von ihm benützten langen Fernrohre falsch. Siehe dazu Anhang II am Ende dieses Aufsatzes.
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Favaro, Antonio: Cronologia Galileiana. Padua: Gio. Batt. Randi 1892.