Von Dürer beeinflusste Himmelskarten
Johannes Schöner (1477-1547) war um 1517 Pfarrer in Bamberg. 1526 wurde er der erste Professor für Mathematik am Nürnberger Egidiengymnasium. Er war einer der bekanntesten Mathematiker seiner Zeit. Er war der erste, der Paare von Erd- und Himmelsgloben herstellte. Von 1517 haben sich im sogenannten Schöner Sammelband, der sich heute im Besitz der Library of Congress in Washington befindet, zwei Paare von Globenstreifen erhalten. Der erste Satz ist vollständig, der zweite ist unvollständig. Er unterscheidet sich vom ersten nur durch ein paar weiterer eingezeichneter Himmelskreise. In Weimar und in London haben sich vollständig montierte Himmelsglobus erhalten, die auf ca. 1533 datiert werden. Sie unterscheiden sich nur geringfügig von den Darstellungen von 1517.
Weitere Versionen des Londoner Himmelslgobus online:
- Hans Holbein: Die Gesandten
- Museo Galileo
- Kleinere Gettyimages
Abweichungen und zusätzliche Informationen:
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Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Darstellungen Schöners deutlich von denen Dürers:
- Die Sterne werden in nur zwei Größenklassen dargestellt.
- Bei Schöner sind die meisten Figuren bekleidet.
- Das Schiff ist vollständig dargestellt, der hintere Teil verschwindet nicht in einem Wolkenband.
- Herkules trägt eine Rüstund und hält einen Krummdolch in der rechten Hand, über dem linken Arm befindet sich kein Löwenfell.
- Einer der Zwillinge hält ein Musikinstrument in der Hand.
- Bootes hält zwei Hunde an der Leine.
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Es gibt aber gerade bei den südlichen Sternbildern deutliche Parallelen zur Dürerkarte:
- Orion trägt eine Rüstung und hält wie bei Dürer ein Tuch in der linken Hand.
- Zentaur und Wolf sind mit der Darstellung Dürers nahezu identisch, was insbesonder für das Schild gilt, das auf dem ausgestreckten Arm des Zentauren liegt. Der Zentaur hat aber keinen Riemen über dem Rücken.
- Das Halsband des kleinen Hundes ist mit dem bei Dürer identisch.
- Am Mast des Schiffes hängt ein gerafftes Segel, auch die Darstellung des Achterschiffes ähnelt sehr der von Dürer.
- Auf den Karten von 1503 ist das zur Wasserschlange gehörende Gefäß ein Holzbottich. Dürer machte daraus einen sich nach unten verjüngenden Krug. Schöner schuf einen Kompromiss: Bei ihm verjüngt sich der Holzbottich nach unten.
- Der Wassermann hält den Krug genausso, wie es Dürer darstellt.
Aufbewahrende Institution:
- Globenstreifen von 1517 im Schöner Sammelband: The Library of Congress, Washington DC
- Globus von 1533/34: HAAB Weimar: Kt 800 - 3
- Globus von 1533/34: Science Museum, London: Inv. No. 1910-249
Nachtrag:
- 1533 brachte Schöner die Schrift Globi Stelliferi heraus, mit der er seinen Globus erklärte. Nach dem Titelblatt findet sich die Darstellung eines Himmelsglobus, der allerdings nur zur Erklärung der wichtigsten Himmelskreise diente, Sternbilder sind darauf nicht zu sehen.
- Weitere Version [Seite von Felice Stoppa]
- Diese Schrift wurde in die Werksausgabe von 1551 aufgenommen. Auf dem Globus sind nun auch Sternbilder in Himmelsansicht zu erkennen, nicht in Globenansicht. Als Vorlage dienten nicht die Globen von Schöner, sondern die Karten von Dürer, was u.a. daran zu erkennen ist, dass die Figuren nackt gezeigt werden.
Literatur:
- Hessler, John W.: A Renaissance Globemaker's Toolbox. Johannes Schöner and the Revolution of Modern Science 1475-1550. Washington, DC: Library of Congress 2013, S. 92f.
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