Die Sternkarten von Conrad Heinfogel von 1503


Der Randschmuck der südlichen Sternkarte von 1503

Clotho, Lachesis und Atropos sind Schicksalsgöttinnen, die in der griechischen Mythologie als Moiren bezeichnet werden, bei den Römern als Parzen. Clotho wird meistens mit einer Spindel in der Hand dargestellt. Clotho bietet das Geschenk des Lebens, Lachesis nährt es und Atropos bringt es an seinen Ursprung zurück.

Literatur: Wind, Edgar: Heidnische Mysterien in der Renaissance. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1981, S. 286 Anmerkung 27

Voss (1943, S. 112) sah in ihm den Zeitdrachen, "denn die Zeit wurde auch als heimlich lauernder Drache dargestellt". In dieser Interpretation passt der Drache gut zu den über ihm dargestellten Schicksalsgöttinnen. Voss wies selbst daraufhin, dass der Drache als Sinnbild der Zeit oft zusammen mit dem Planetengott Saturn vorkam, so in den Flores Albumasaris, die 1488 in Augsburg durch Erhard Ratdolt gedruckt wurden. Saturn sitzt dort in einem Wagen, der von zwei Drachen gezogen wird, die sich bezeichnenderweise in den Schwanz beißen.

MECUM SUNT FORTITUDO ET AGILITAS
MECUM EST JUVENTIS ET SPECIOSITAS
MECUM SUNT DIVICIE ET GLORIA
MECUM SUNT LETICIE ET DELICIE

HEC OMNIA VANITAS

Bei mir sind Tapferkeit und Beweglichkeit
Bei mir sind Jugend und Schönheit
Bei mir sind Reichtum und Ruhm
Bei mir sind Freuden und Vergnügungen

Das ist alles eitler Schein

Bacchus, der Gott des Weines und des Rausches hat auf einer Sternkarte sicherlich nichts verloren. Hier scheint eine kleine Anspielung auf die Feiern versteckt zu sein, die es bei Zusammentreffen der Humanisten im Hause Pirckheimer gab.

Die Darstellung ähnelt sehr der auf einem Holzschnitt in den Vier Büchern über die Liebe von Conrad Celtis. Zum Vergleich.

Literatur: Voss 1943, S. 141, 144

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